Hundfreundlicher Garten und gartenfreundlicher Hund!
– Entweder verschwindet hier der Hund oder ich gehe!!! – mit dem Aufschrei rief mich mein Freund an. Er schilderte erbittert, was aus seinem Ziergarten in kaum zwei Tagen geworden ist, bis sein Deutscher Schäferhund wegen einer Auslandsfahrt unter Aufsicht eines nichtsahnenden Nachbarn zu Hause blieb. Ich wusste, er macht jetzt keinen Spaß, so rannte ich sofort zu ihm. Unterwegs versuchte ich, all meine Überredungsgabe zu sammeln. Der Hund muss bleiben! Hier wird er geliebt, er muss nur bei diesem Skandal irgendwie davonkommen!
Da ich es war, der damals den erwähnten Hund, Lisa holte und nur einige Instruktionen betreffend den Bewegungsbedarf des Hundes mit entsprechender Gründlichkeit meinem Freund im Voraus gab, und da mich schon direkt am Gartentor ein schrecklicher Anblick empfing, konnte ich seinen Unwillen verstehen. Entlang dem Zaun lagen bis zum Boden gebogenen, abgebrochen Thujen, an den grasigen Flächen und Fußwegen überall Krater und Erdhaufen, der volle Inhalt einer Mülltonne in Zentimeter langen Teilen zerfetzt, hier und da ein Goldfisch aus dem Gartensee geschmackvoll auf die Spitzen der Erdhaufen gelegt. Ich versuchte meinen Freund damit zu trösten, dass der größte Teil der kaputt gemachten Pflanzen und der Schaden noch zu retten sind, bzw. dass diese von der Gartenbaufirma ohnehin unüberlegt eingepflanzt waren. So war das Umpflanzen nur die Frage der Zeit. Nach meinen Trostworten schlug er mich fast tot! Ich versprach ihm, innerhalb von zwei Wochen einen Garten zu bauen, in dem sowohl der Hund als er sich ohne Konflikte wohl fühlen werden. Also wir bauen einen hundfreundlichen Garten während aus Lisa ein „gartenfreundlicher Hund“ geschnitzt wird! Mein Freund guckte mich so lange unglaublich an, bis ich anfing, das Gelände vom Balkon des Hauses musternd ihn über den Garten zu fragen, darüber Notizen und Zeichnungen zu machen.
Meine wichtigsten, aber in diesem Moment unwillig beantworteten Fragen waren zum Beispiel:
– Was bedeutet der Garten für Dich?
– Für welche Tätigkeiten sollte der Garten geeignet sein?
– Welcher Zaunlinie entlang möchtest du verdecken?
– Wo möchtest du gerne freie Flächen?– Sogar habe ich ihn über die winzigsten Einzelheiten gefragt. – Welche Blumendüfte magst du? Welche Farben bevorzugst du?
Die Antworte notierend zeichnete ich an einer Gartenskizze die Himmelsrichtungen und die herrschende Windrichtung auf, um die Pflanzen mit Rücksichtnahme auf den sommerlichen und winterlichen Sonnenschein platzieren zu können. Diese Faktoren berücksichtigend fand ich drei mögliche Plätze für Lisas Hundehütte, aus denen zwei im Notfall für Bau eines sogar größeren, geschlossenen Kennel geeignet waren.
Meine schnell entwickelnden Pläne sehend schien auch mein Freund mehr zutrauensvoll zu sein. Ich legte ihm meine Skizze vor, an der ich auch die gut sichtbaren Trampelpfade gezeichnet habe, an denen Lisa gerne rumgelaufen war. – An welchem dieser Stege darf der Hund laufen und wo sollte er sich lieber einen anderen Weg nehmen?- Den Antworten entsprechend fiel zwei von den für die Aufstellung der Hundehütte geeigneten Orten sofort aus. Der einzige mögliche Ort war für Lisa aber perfekt. Es lag im Halbschatten, windgeschützt, auch von dem riesigen Apfelbaum des Nachbarn verdeckt. Von hier konnte Lisa problemlos den ganzen Garten in Augen behalten und vor allem das wichtigste, das Tor und den Eingang des Hauses, wo sein Herrchen jederzeit auftauchen mag. Lisas diesen Bedarf betonte ich selbstverständlich mehrmals in meinem „Vortrag “.
Zum Glück lief auch eine der Regenrinnen des Dachs hier entlang, die uns die Möglichkeit bot, ein kleines Planschbecken mit einem Fassungsvolumen von 2-500 Liter für den Hund zu graben, in dem er bis zu seinem Brust stehen konnte, wenn es ihm zu warm wird. Damit hofften wir nicht nur das Trinkwasser in der besten Qualität, sondern auch einen Badeplatz für Lisa zu schaffen, der ihn von dem mit größeren Fischen, Pflanzen besiedelten Gartensee ablenken sollte. Meine eigenen Hunde spielen jeden Tag stundenlang in so einem Tümpel, und nachher schlafen sie ruhig an ihren Plätzen zur Zufriedenheit aller. Noch dazu dient dieses Wasser als Sprengwasser am besten, wenn es benötig wird. Bezüglich des Schatten gebenden Apfelbaums rief ich meinem immer mehr beruhigt scheinenden Freund die Erinnerungen über den Besuch in dem österreichischen Wolfspark wach, in dem die Tiere die von Baum runtergefallenen Früchte mit Wolfshunger auffutterten. Ich muss zugeben, nicht einmal ich habe so einen leckeren Apfel gegessen.
Um den Hund in Schutz zu nehmen, klärte ich meinen Freund auch darüber auf, dass die meisten Schaden bei einem Gartenbau die unüberlegte Anpflanzung verursacht und dass mindestens die Hälfte der Zierpflanzen in seinem Garten wegen Schatten, Platzmangel, und Frostschaden langfristig zur Verwüstung verurteilt waren. In den Gartenteilen zum Beispiel, in denen das regelmäßige oder gelegentliche Sprengen nicht gesichert werden konnte, könnte man durch die entsprechende Auswahl des zu pflanzenden Gewächses nahezu eine Oase schaffen. In diesem Garten gab es sowohl einen sehr sonnigen als auch einen schattigen Gartenteil, so, dass diese sogar außer Lisas „Streifengang“- Linien lagen.
Um diese Lage bewahren zu können und die Gartenteile zu verschönern, zeichnete ich in den sonnigen Teil einen Steingarten mit Kaktussen, bekrönt mit einem Feigen-, und Zitronenbaum, in den Schattenteil plante ich ein hübsches Figürchen mit bodendeckenden Kriechpflanzen umfassend mit einigen laubtragenden Gebüsche, schattenliebenden Keuschbäumen. Ein Teil der bodendeckenden Kriechpflanzen sind „Hund-, und Schrittfest“, einige davon sind sogar dürrefest noch dazu. Betreffend die Gartenpflege war meine Absicht, meinem Freund Zeit und Ärger zu ersparen. Da es sich hier um eine Hündin handelt, betraf die Pflanzenverwüstung wegen Harnlassen vor allem die Grasfläche. Deswegen beschränkte ich also die Grasfläche an meinen Skizzen nicht nur aus ästhetischen Gründen auf das Mindeste, das mein Freund unbedingt für nötig hielt. Weitere Gartenteile wurden mit Kriechpflanzen, Randsteinen, Steingruppen dekoriert.
An meinen Skizzen zeigte ich mehrere Lösungen, wie Lisas Weglinien, freie Flächen und die zu beschützenden Gartenteilen für den Hund eindeutig gemacht werden könnten. Steinreihen, Zierzaune, mit Bruchsteinen überstreute Fußwege, Gartenmöbel oder niedrigere Steinmauern sind ausgezeichnete Ablenkgegenstände, die sogar einen rasenden Hund zu den bequemeren Wegen zwingen.
Nachdem wir auch den Sitz des Hundes bestimmten, mit Tümpel, Halbschatten und „Panorama-Anblick”, uns weiterhin theoretisch um den Schutz der eingepflanzten Gewächse schon kümmerten, blieben uns nur drei Aufgaben übrig.
Die erste Aufgabe war zum Beispiel den Gartenteil rund um den Gartensee hundfreundlich zu machen, falls unser Lisa Hund trotz allem diese Richtung nähme. Hier änderte ich die Uferfelsen an einer ca. 2 Meter breiten, platten Strecke auf flache Steine und schrieb einen zusätzlichen Geotextil-Schutz zur Seefolie vor, der sogar bei den Hundekrallen einen Riss in der Folie verhindert. An den anderen Uferstrecken zeichnete ich die Felsen und sonstige Gelendegegenstände so, dass diese die Bewegung des Hundes nicht ermöglichten, zumindest unbequem machten. Wassergewächs plante ich auch nur im Schutz der Uferfelsen einzupflanzen.
Die zweite ungelöste Aufgabe war, den Hund von der vom Wind schützenden, verdeckenden Hecke entlang dem Zaun fern zu halten. Hier bestimmte ich den Pflanzabstand vom Zaun gemäß Lisas Größe in 120 cm, damit sie keine Schaden währen ihres Streifenganges verursacht. Außerdem plante ich dem Hund einen Ein-, und Ausgang in der Hecke, wo ich je eine Buschstelle in der Reihe frei ließ. Ich versteckte den ankommenden Gasstutzen mit Felsen, da das hervorstehende Rohr wegen dem großen „Übergangsverkehr“ anscheinend schon beschädigt war.
Als letze Aufgabe setzte ich ein Fragezeichen zum dem schmalen Gebiet an der Nordseite des Hauses!
– Was sollte das sein? – fragte mein Freund etwas Schlimmes ahnend.
– Na Platz zum Toben für den Hund, oder eine gelegentliche Toilette. Lisa wird es entscheiden. Der Hund braucht auch so einen Platz, wo es keine Regeln gibt, wo er graben und seine gefundenen Schätze verstecken kann.
– Mein Freund guckte erschöpft an die vollgezeichneten Papiere. –
– Daran wird es nicht mehr scheitern. Das alles wird aber eine harte Arbeit sein!
– Keine Sorge, wir haben eine Hilfe! Lisa bleibt die ganze Zeit mit uns und wird eine Menge zu tun haben.
Sie wird inzwischen auch lernen, was es ihr im Garten erlaubt und nicht erlaubt ist. Du wirst es sehen!
Zum Umpflanzen wählten wir ein kühles Wochenende im September. Ich bat meinen Freund, Lisa einige Tage lang auf Diät zu halten und sie ein Tag vor meinem Besuch möglicherweise gar nicht zu füttern. So als ich ankam, mit Taschen voller Belohnungshäppchen, war sie fast aus dem Häuschen. Ihr wurde es aber schnell klar, dass ihr Futter für den Tag völlig leistungsabhängig sein wird. Als erster Schritt gruben wir Lisas eigenen Regenfangsee aus, wobei sie beim Kommando „suche hier” mit mir gemeinsam graben musste. Da sie sich verweigerte, steckte ich Belohnungshäppchen für sie zwei Spaten tief in die Erde. So wurde der Graben schneller tiefer. Solange sie grub, harkte ich die ausgegrabene Erde, dann legte ich Seefolie in den Graben und füllte ich es zum Lisas größten Staunen mit Wasser auf. Beim Umpflanzen der Hecke lagerte ich die ausgegrabenen Gewächse vorläufig im Lisas See, bis die neue Stelle fertig war. Da bekam Lisa noch mehr Aufgaben. Sie musste graben und Stöcke, Wurzeln tragen. Verboten war es ihr aber, lebendige Baumäste zu berühren. Ich bewegte ihr nur mulmige Wurzeln und Stocke als Beute vor der Schnauze das Kommando „fass“ benutzend und verbat jeder Biss an einem lebendigen Gewächs. Sie durfte nur an den Stellen graben, wo ich es ihr erlaubte. Sie akzeptierte das, weil sie an diesen Stellen immer Leckerlies fand. Wir fanden inzwischen auch eine Maikäferlarve, mit der sie lange spielen konnte.
Der Hund lernte sehr viel. Er machte fast jede Minute eine neue Erfahrung. Nach paar stündiger gemeinsam durchgeführten Arbeit wusste sie schon, dass sie den arbeitenden Menschen ausweichen muss und nicht verkehrt. Sie passte schon auch auf die Bewegung der Gartenwerkzeuge in unseren Händen mit Vorsicht und mit entsprechendem Respekt auf und akzeptierte, wenn sie nicht vorsichtig um den Spaten und um unseren Beinen rumläuft, kann sie für die erlittenen Schmerzchen nur sich selbst verantwortlich machen. Man könnte sagen, in paar Stunden wurde das „verwöhnte Fräulein“ zu einem „Soldat“. Selbstverständlich war ihre Hilfe für unsere Gartenbauarbeit nicht zu nützlich, da sie die mulmigen Äste und Erde nicht unseren Plänen entsprechend platzierte, aber das war von ihr gar nicht erwartet. Am Nachmittag griff sie nicht einmal nach lebendigen Gewächsen und fühlte sich selbst als nützlicher Mitglied unserer Brigade. Dafür konnten wir beobachten, an welchen wilden Grasarten im Garten sie gerne kaut und so pflanzte ich einige davon in den Schutz von Steinen, damit sie auch in „Notzeiten“ etwas zu kauen hat. Um die Konflikte zu vermeiden, schützte ich einige, wegen Hundepfoten gefährdeten Gartenteile mit Stangen und gespannten Gurten in der Höhe des Hundes. Ich beruhigte meinen Freund, ich werde Lisas Verhalten regelmäßig kontrollieren und sobald sie die geschützten Teile zu respektieren scheint, werden diese im Garten abgebaut.
Als letztes kam es zum Ausbau des Platzes für Hundetoben. Da wir Lisa damit überraschen wollten, und dabei tief darauf hofften, dass sie mit diesem fußbreiten Platz für Vernichtungszwecke zufrieden sein wird, versteckten wir heimlich einen riesigen Rindbeinknochen und mehrere Gummispielzeuge nicht zu tief unter die sandige Erde. Lisa wurde von ihrem Herrchen dahin geführt, der auf den Erdhaufen zeigend so viel sagte: Das gehört Dir Lischen! Braves Mädchen! …und ich wusste, wir haben gewonnen… Lisa kann hier bleiben!
Sebő Gyula-K9