Hundegeschirr-Typen und deren Anwendungsgebiete
Hundegeschirre wurden einst entwickelt, damit Hunde Lasten ziehen konnten oder um Signalzeichen an den Geschirren zu befestigen. Aber warum entscheiden sich Hundehalter gerade heute immer häufiger für ein Geschirr und weniger für ein Halsband? Welche Möglichkeiten können Hundehalter konkret wählen und was ist das Beste für den Hund? Die umfassende Studie von Julius K9® beantwortet diese Fragen.
Halsgeschirr – Sielengeschirr – Kumet
Um zu verstehen, wie es zu der Entwicklung der verschiedenen Hundegeschirr-Typen kam, sollte man zuvor über die Entwicklung von Geschirren insgesamt informiert sein.
Alle Geschirre, die wir heute für Hunde verwenden, haben ihren Ursprung in der Pferde- und Zugtierkultur. Im Vordergrund standen dabei die Geschirre, die für das Ziehen von Kutschen entwickelt wurden.
Das primitive Halsgeschirr wurde bereits vor der Zeitwende von China aus nach Europa gebracht und dort von den Reiterarmeen auf ihren Eroberungsfeldzügen verbreitet.
Dieses würgende Halsgeschirr verringerte jedoch die Kraftausübung der Zugtiere, so dass dieses Problem gelöst werden musste. Darauf hin entwickelte sich das Sielengeschirr, welches vermutlich durch die Expansion der Hunnen in der römischen Kultur und im Karpatenbecken Einzug hielt.
Außerhalb von Europa verbreitete sich in erster Linie das Kumet, ein ovales Schultergeschirr, welches immer individuell für das jeweilige Zugtier gefertigt wurde. Mit dem passenden Kumet konnte ein Pferd z.B. sein gesamtes Körpergewicht ausnutzen. So erwies sich das Kumet zum Ziehen von schweren Lasten effektiver, als das Sielengeschirr.
Von den Kampfhunden der Antike bis zu den Rettungshunden der Neuzeit
In der Antike fertigte man Hundegeschirre für kräftige und starke Hunde, die in Schlachten als Unterstützer der Kämpfenden dienten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Rüstungsindustrie weiter und die in Schlachten eingesetzten Hunde wurden zunehmend in den Wachdienst versetzt. Im 20. Jahrhundert, in erster Linie während des 1. Weltkrieges, wurden Hunde immer häufiger im Rettungs- und Kurierdienst eingesetzt. Später dann, nach dem Ende des Krieges, entwickelten sich bereits die ersten Geschirre für Blindenhunde. Während des amerikanischen Goldfiebers kamen viele Schlittenhunde zum Einsatz. Auch hierfür benötigte man Geschirre, damit die Hunde in der Lage waren, die Schlitten zu ziehen.
Hundegeschirre werden heute vielfach im Freizeitbereich eingesetzt, auf Spaziergängen, als Sichtwesten, bei verletzten Hunden zu Rehabilitationszwecken, als Schwimmwesten, als Senk- und Traggeschirre zu Rettungszwecken oder zum Anbringen von Aufschriften und Hinweiszeichen.
Hundegeschirre können, ähnlich wie die Geschirre von Pferden, aufgrund ihrer Form in zwei Hauptgruppen aufgeteilt werden: Es gibt die sogenannten „Kumet“, die Hals-Schultergeschirre (bei Hunden sind das die späteren Y-Geschirre) und die Brustgurte, die „Breast strap harness“, die Sielengeschirre.
Bei beiden Geschirrarten gibt es mit Sattelteilen versehene, gefütterte, nicht gefütterte, mit breiten oder ganz schmalen Gurten versehene Lösungen. All diese Varianten sind dazu geeignet, Hunde an der Leine zu führen.
Die meisten Hundebesitzer führen ihre Hunde für den täglichen Hundespaziergang ein bis zwei Stunden im Geschirr. Für diesen Zweck gibt es sowohl aus anatomischen Aspekten, als auch aus Aspekten der verwendeten Materialien, zwei voneinander unterschiedlich gestaltete Hundegeschirr-Typen.
Die Tatsache, dass immer mehr Hundehalter Geschirre anstatt Halsbänder verwenden liegt auch daran, dass Tierschützer gegen Ende der 90er Jahre über die Unterschiede von Halsband und Geschirr aufklärten. Die Entlastung des Hundehalses aus gesundheitstechnischen Gründen, war somit der Hauptgrund für viele Hundehalter, ein Geschirr zu benutzen. Überdies sind Geschirre für die Hunde beim Führen an der Leine bequemer, als Halsbänder.
Hundegeschirr-Arten
Das, was bei den Pferden das Kumet, also das Schultergeschirr ist, ist bei den Hunden das „Y“-Geschirr: Die bekanntesten Vertreter der Y-Geschirre für Hunde sind die Zuggeschirre für Schlittenhunde, die für das Ziehen von Lasten perfektioniert wurden. Aus diesen Geschirren entwickelten sich dann in der Folge die Hundegeschirre, die heute ihre alltägliche Verwendung finden.
Die Kumet-Geschirre liegen zwischen Hals und Schultergelenken. Die Bänder, die um den Hals liegen, ermöglichen, dass das Zugtier seine Zugkraft auf der gesamten Fläche der Brust und der Wirbelsäule optimal ausnutzen kann. Es ist also kein Zufall, dass man für das Schlittenziehen diese Geschirrart auswählte. Alle Y-Geschirre sind an einem Halsgurt angebracht und haben ein Futter, das unter der Brust parallel zur Wirbelsäule verläuft. Bei der Variante der Y-Geschirre, die zum Schlittenziehen verwendet werden, wird die Zugleine am hinteren Drittel des Hundes befestigt, so dass Zugkraft und Komfort optimal genutzt werden.
Heute werden die die Y-Geschirre neben ihrer Verwendung zum Schlittenziehen, auch für diverse andere Hundezugsportarten und bei den Suchhunden eingesetzt. In den Bauchgurten dieser Geschirre befindet sich entweder fest eingebautes Futter oder Futter, welches nachträglich angebracht werden kann. Gerade bei älteren Hunden kann es hilfreich sein, gut gefütterte Gurte zu verwenden.
Bei täglichen Spaziergängen ist ein abnehmbares Futter auf jeden Fall empfehlenswert, da es waschbar und leicht zu reinigen ist. Breite Gurte dämpfen die Krafteinwirkung und schützen den Körper des Hundes beim Führen an der Leine.
Auf dem heutigen Markt gibt es diverse Y-Geschirre für den alltäglichen Gebrauch. Die Leine wird bei diesen Hundegeschirren im vorderen Drittel angebracht, so dass der Hund leicht zu führen ist. Übergreifend betrachtet gibt es keine Hundetypen, für die die Y-Geschirre nicht vorteilhaft wären.
Bei der Auswahl des passenden Hundegeschirrs ist es wichtig, die anatomischen und gesundheitlichen Gegebenheiten des jeweiligen Hundes zu berücksichtigen. Außerdem ist es wichtig, das Verhalten des Hundes und die Zielsetzung und Fachkenntnis des Besitzers zu kennen. Der gesamtheitliche Eindruck ist entscheidend.
Das Mantrailing Outdoor Y-Geschirr (2017) von Julius-K9® ist mit einem gummierten und elastischen Leinenanschlussstück versehen, das z.B. bei einem aktiven Spaziergang oder bei der Arbeit mit Suchhunden, selbst minimale Züge durch eine Ausdehnung von 2 Zentimetern kompensieren kann. Die patentierte Entwicklung ermöglicht somit eine störungsfreie Arbeit des Hundes. Auch die Hand- und Schultergelenke des Hundeführers werden geschont.
Sielengeschirre (Brustblatt, Breast Strap Harness)
Die ältesten archäologischen Funde, die auf Sielengeschirre hindeuten, sind sumerischer-sykthischer Herkunft. Die Fachliteratur geht größtenteils davon aus, zugegeben nur hypothetisch, dass die Sielengeschirre von den Völkern der Steppe entwickelt und verbreitet wurden; besonders den Awaren und Magyaren wird diesbezüglich eine entscheidende Rolle zugeschrieben. Vermutlich gelangten die Sielengeschirre zur Zeit der hunnischen Eroberungen in die Kreise der römischen Kultur, damals natürlich als Geschirre für Pferde und andere Zugtiere.
Während rund um das Karpatenbecken meistens Sielengeschirre verwendet wurden, verbreiteten sich in westlichen Kulturen eher die Kumets, die Schultergeschirre.
Diese Regel galt jedoch nicht allgemein für das Ziehen von Kutschen. Ein Beispiel hierfür ist die Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin. Sie tragen auf ihrem pompösen Marsch ein Sielengeschirr. Die elegant geführten Brustgurte liegen bequem an der Brustmuskulatur der Pferde an und lassen damit den gesamten Halsbereich frei.
Im Hinblick auf die Hunde ist das Sielengeschirr das am weitesten verbreitete Hundegeschirr. Die „Norweger“, die „original K9® Powergeschirre“, und die „IDC®“ Geschirrmodelle verfügen in Höhe des Brustbeins über einen Brustgurt, der die beiden Schultergelenke waagerecht miteinander verbindet. Die IDC® Geschirre müssen wegen ihrer speziellen Gestaltung separat behandelt werden.
Auch hier kann man nicht sagen, für welche Hunde diese Art von Geschirr unvorteilhaft sein sollte.
Bei der Auswahl des passenden Hundegeschirrs ist es auch hier wichtig, die anatomischen und gesundheitlichen Gegebenheiten des jeweiligen Hundes zu berücksichtigen. Außerdem ist es wichtig, das Verhalten des Hundes und die Zielsetzung und die Fachkenntnis des Besitzers zu kennen. Der gesamtheitliche Eindruck ist entscheidend.
Fakt ist, dass der Brustgurt der IDC® Geschirre in Richtung des Brustbeins, das heißt nach unten gekrümmt ist, wohingegen es bei den Norweger- und den original K9® -Hundegeschirren oft vorkommt, dass sich der Gurt nach oben in Richtung der Speiseröhre verschiebt und somit den Hund beim Führen unvorteilhaft würgt. Das Tragen der Sielengeschirre sollte bei Hundetypen mit kurzem Hals gleichzeitig mit dem Einsetzen des Brustfutters und des Brustkissens einhergehen.
Bei der alltäglichen Verwendung von Hundegeschirren ist es wichtig, dass die Halsadern und die Atmungsorgane geschützt werden. Dazu sind die Kissen gedacht, die zum nachträglichen unterfüttern des Brustgurtes vorgesehen sind. Der Brustgurt, der am Brustbein anliegt, ist im Falle der Powergeschirre starr gestaltet und bildet somit eine Art Reifen vor der Brust. Deshalb berühren die Schultergelenke einiger Hunde beim Spazierengehen oder Traben den Brustgurt überhaupt nicht. Wenn Hunde z.B. springen oder sie ihre Vorderläufe anheben, kann der Brustgurt leicht in Richtung Hals rutschen.
Der breite Brustgurt bewegt sich zusammen mit den Vorderläufen und wenn es die Situation hergibt, dann rutscht er auch oberhalb des Brustbeines.
Bei der Auswahl des passenden Hundegeschirrs, sollte der Hundebesitzer in erster Linie auf die Größenangaben des Herstellers und dessen Anleitung zur korrekten Passung achten. Besonders beachten sollte man, ob die breite Ausführung des Brustgurtes den Hund beim Nachvornebeugen oder beim Schnüffeln stört.
Wenn ja, dann ist das gekrümmte IDC® Hundegeschirr die ideale Lösung für dieses Problem. Auf keinen Fall sollte ein zu großes Geschirr ausgewählt werden, auch dann nicht, wenn sich der Hund in der Wachstumsphase befindet und theoretisch „hineinwachsen“ könnte. Es besteht immer das Risiko, dass der Brustgurt auf die Vorderläufe des Hundes rutscht oder der Hund überspringt ihn in Folge von falscher, zu lockerer Einstellung des Geschirrs.
Sielengeschirre sind einfach am Hund anzubringen. Allerdings gibt es unter den Hunden große Befreiungskünstler, die sich bei falscher Handhabung, leicht aus dem Geschirr befreien können. Deshalb ist es besonders wichtig, die auf der Gebrauchsanweisung eines Geschirrs vermerkten Ratschläge zur Benutzung der Leine und des Geschirrs zu beachten.
Sielengeschirre gibt es mit und ohne Sattelteil. Das Sattelteil soll verhindern, dass der Hund durch den Karabinerhaken der Leine auf seinem Rücken irritiert wird.
IDC® Hundegeschirre als Kombination der Y- und Sielengeschirre
Die IDC® Hundegeschirre gibt es mit Sattelteil oder nur aus Gurten bestehend. Es sind die ersten und vielleicht auch die einzigen Geschirre weltweit, bei denen die Linienführung des Brustgurtes aufgrund von physischen und trigonometrischen Berechnungen gestaltet wurde (2010). Dies ist sicher ein Grund, für den weltweiten Erfolg der IDCHundegeschirre.
Das Ziel bei der Entwicklung des Geschirrs war, dass der Brustgurt beim Führen an der Leine, in die Richtung der zu erwartenden Krafteinflüsse an der Brust des Hundes anliegt und die Belastung des Halses durch die Linienführung des Brustgurtes vermieden werden kann. Die physischen Berechnungen und praktischen Tests haben gezeigt, dass man für jede Hundegeschirrgröße unterschiedliche Brustgurteinstellungen benötigt. Sie wurden bei Lastenzug- und Geschwindigkeitsrennen erfolgreich getestet und verwendet.
IDC® Geschirre in der Seitenansicht
Für den Hund im Wachstum darf nicht das proportional größere Geschirr gewählt werden:
Hundegeschirre mit Sattelteil (Sielen- und Y-Geschirre)
Unabhängig von der Gestaltung des Brustgurtes und der Größe, gibt es für jede Geschirrart Produkte, die zusätzlich mit einem Sattelteil versehen sind. Das Sattelteil beeinflusst die Kraftverteilung nicht wesentlich und funktioniert auch nicht als Futter.
Das Sattelteil liegt wie eine Decke auf der Rückenlinie des Hundes und hängt herunter bis zur Seite des Hundes. Es bietet die Möglichkeit zum Anbringen von technischen Geräten (Beleuchtung, Tasche, Kamera, Aufschrift, usw.), ohne dass diese mit dem Körper des Hundes in Berührung kommen oder sie den Hund bei der Bewegung stören würden. Bei den IDC® Geschirren entspricht die Halslinienführung des Sattelteils den Halsgurten der Y- Geschirre und nimmt an der Ableitung der Kräfte, die beim Führen an der Leine entstehen, teil.
Das Sattelteil ermöglicht, dass Farben und Sichtbarkeitselemente am Hund aussagekräftig dargestellt werden können. Das Material des Sattelteils ist von außen wasserabweisend, derweil ist die Innenseite, die am Hund ist, bestenfalls aus Baumwolle oder anderen hautfreundlichen Materialien gestaltet. Diese Geschirre werden gerne in Tierheimen genutzt und können dort besonders unsichere Hunde in ihrer Selbstsicherheit bestätigen.