Geschichte K9 – vom Anfang bis zum Gericht
JULIUS-K9 ist eines der Textilgewerbeunternehmen in Ungarn, das sich am dynamischsten entwickelt hat. Die Hundegeschirre des damals noch jungen Unternehmens sind bei Polizeieinsätzen in Österreich oder durch die Arbeit von Rettungseinheiten mit Hundeverstärkung seit 2002 oft in den Medien zu sehen. Den Welterfolg der Firma brachten 2003 die sogenannten K9- oder besser gesagt „die sprechenden” Hundegeschirre. Für die österreichischen Diensthunde hat man sie als Sichtbarkeitsweste, aber auch als Uniform benutzt, d.h. die Geschirre haben sich als multifunktionale Ausrüstungen bewährt. Außerdem bietet sie die Möglichkeit, verschiedene Aufschriften mit Klettverschluss zu fixieren. Zum Beispiel die austauschbaren Seitenbeschriftungen, die es in großer Auswahl gibt, waren der Hauptgrund dafür, dass die Verkaufszahlen der Hundegeschirre in nur wenigen Jahren auf mehrere zehntausende Stücke pro Monat anstiegen. Die Entwicklungsarbeit liegt nach wie vor in Ungarn. Die Materialien für die Herstellung kommen größtenteils jedoch aus Deutschland, Österreich und der Schweiz – es handelt sich eben um ein echtes EU-Produkt mit hoher Qualität. Die witzigen Aufschriften auf den Hundegeschirren wie „Kampfschmuser”, „Ich war’s nicht!” oder „Ich Wolf, Du Schaf” sorgen seitdem für ein Lächeln.
Das Geheimnis des Erfolgsprodukts liegt darin, dass es zum Herzen spricht. Die Idee zu den sprechenden Geschirren hat ja auch seinen Ursprung in einer herzzerreißenden Geschichte. Der Erfinder Julius Sebő hat 1997 einen Hund (einen drahthaarigen Deutschen Vorstehhund) am Straßenrand gefunden. Das Tier trauerte in der Winterkälte schon seit einigen Tagen um seinen gestorbenen Gefährten. Für diesen Hund wollte Sebő schnell ein Herrchen finden, bei dem es das Tier bessere haben sollte, als in einem Tierheim. Voller Mitleid band Julius den Hund vor einem stark frequentierten Gartencenter an, er stellte einen Topf mit warmer Suppe vor ihm ab und beobachtete darauf die Reaktion der Menschen. Nach 20 Minuten war ihm klar, dass er mehr tun musste, um Aufmerksamkeit zu erregen. Also hat er an den Hals des Hundes ein Pappschild gehängt. Auf dem Schild stand: „Herrchen gesucht”. Es dauerte nicht lange bis sich eine kleine Menschengruppe um den Hund bildete. Schließlich nahm ein Rentner-Ehepaar den Hund mit. Das war der Moment, in dem die Idee für die austauschbaren Geschirraufschriften geboren wurde.
Es ist kein Zufall, dass viele namhafte Ausbilder, viele Polizei- und Rettungstruppen in Europa sich nach und nach für das neue Hundegeschirr interessierten. Die Nachricht über das neue Produkt hat sich weltweit so schnell wie ein Lauffeuer verbreitet. Nach Jahrzehnten war das Hundegeschirr von Julius-K9 die erste Ausrüstung in der „Welt der Hunde”, die sowohl auf die Sportlichkeit als auch auf das Modebewußtsein der Nutzer und der Unternehmen einging. Bei der Produktentwicklung stand die vollkommene Harmonisierung mit der Natur, eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit für die Hunde im Mittelpunkt. Für die Auswahl der Form stand kein geringeres Tier als der Wolf Pate. Für die Abmessung wurde daher ein Hund genommen, der dem europäischen Wolf in seinen Körpermaßen gleicht. Außerdem wurde bei der Entwicklung eine Proportionalitätsregel beachtet, die in der Natur den Aufbau und die Proportionen jedes lebenden Organismus bestimmt: der goldene Schnitt.
Die so bestimmten Maße des Sattelteils des Geschirrs, das Verhältnisses der Seiten und des Mittelteils zueinander, führten bei der Beobachtung des im Geschirr laufenden Hundes zu einem überzeugenden Ergebnis. Trotz der auffallenden Größe passt sich das Geschirr vollkommen dem Hundekörper an. Danach folgte die Entwicklung zahlreicher ergänzender Teile: ein bequemer Brustgurt mit Klettverschluss, ein versteifter, schließbarer Haltegriff, lichtreflektierende Ersatzteile, sowie ein Lampenhalter und eine mit Klettverschluss auf der Seite des Geschirrs fixierbare und dadurch variable Aufschrift, die im Sinne der neuesten (2010) IDC-Entwicklungen (Innova Dog Comfort) schon nachtleuchtend ist, kamen hinzu.
Die „leuchtenden” Geschirre haben auch ihre eigene Geschichte, man kann sogar sagen eine eigene Historie. Der Hund gehört unter den Tieren zu unseren Gefährten. Unser vierbeiniger Freund lebt quasi als Nutznießer mit uns zusammen und erlebt daher auch die vielen Errungenschaften und zahlreichen Annehmlichkeiten der Zivilisation mit. So erreichten auch die von Tesla auf den Weg gebrachten Lampen die Hunde. Es gab nämlich 1927 einen deutschen Erfinder namens Peter Goeden, der ein Hundegeschirr entwickelte, an dem als Lichtquelle eine Glühbirne und eine Batterie angebracht waren. Vielleicht hat die aussichtslose Lage der im Ersten Weltkrieg verletzten, erblindeten oder sehbehinderten Verwundeten den Erfinder auf die Idee zu der Konstruktion dieses Gerätes gebracht.
Die Idee des „leuchtenden Hundes“ war mindestens 60 Jahre ihrer Zeit voraus. Die Ausleuchtung eines Blindenhundes und damit seine Sichtbarmachung zeugen von einem außerordentlich fortschrittlichen Denken. Trotzdem kam es damals nicht zu weiteren Entwicklungen. Vielleicht lag der Grund dafür in der damals noch langsamen Geschwindigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel oder vielleicht in der Akzeptanz des Hundes als helfenden (und leuchtenden) Gefährten. Denn erst Jahrzehnte später wurden die für die Menschen bestimmten elektrischen Signale und Lichtquellen, deren Zweck darin bestehen, Aufmerksamkeit zu erregen und bei Gefahr ein Signal zu setzen, auch im Straßenverkehr eingeführt.
Zu einer bedeutenden Entwicklung in der Geschichte der Hundegeschirre kam es im Zweiten Weltkrieg. Viele Hunde lieferten Verbandsmittel und manchmal sogar Sprengstoff, z.B. Mienen aber keine Lichtquellen. Befestigt waren die Materialien mit einem Riemen an ihrem Hundekörper. Viele dieser Arbeitshunde, meistens deutsche Schäferhunde, wurden in Deutschland mit Gewalt ihren Eigentümern entrissen und beschlagnahmt. Dann wurden sie in den Dienst der deutschen Armee gestellt. Bedauernswerter Weise kann man sagen, dass quasi der Blutzoll von zehntausenden bei der deutschen Armee arbeitenden Hunden die Wiege der europäischen Massenproduktion von Hundeausrüstungen war.
Mit dem Ende des Krieges, nach dem Wiederaufbau, schufen die Erfinder der vergangenen Jahre verschiedene authentische Lösungen – nun mehr ausschließlich für friedliche Zwecke – die unsere Lieblinge auch bei Nacht gut sichtbar machen.
Bis in die 90-er Jahre hinein bedeutete die Weiterentwicklungen eine riesige Aufgabe und ständige Arbeit für die europäische Industrie. Trotzdem gingen die Stückzahlen zurück. Denn einige Händler mit europäischem Sitz, aber nicht unbedingt mit europäischer Denkweise haben die Marktfähigkeit des Fernen-Osten ausgenutzt– und verbreiteten auf dem Kontinent ähnliche Produkte, leider aber oft mit minderwertiger Qualität und/oder als schlichte Plagiate.
Das gilt auch für die chinesischen K9-Plagiate des Erfolgsproduktes. JULIUS-K9 hat deshalb in zahlreichen europäischen Ländern, unter anderem in Österreich und Deutschland Gerichtsprozesse gegen den größten Vertreiber angestrengt. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend: gegen den Besitzer des „DOXLOCK” Markennamen wurde z.B. wegen des Missbrauchs des Markenzeichens JULIUS-K9 in Österreich ein Exekutionsverfahren angeordnet. Am 25. November 2011 hat das Oberlandesgericht Köln ebenfalls gegen diese Firma das vorhergehende Urteil bestätigt. Seitdem darf der Hersteller seine unter der Marke „DOXLOCK” vertriebenen Geschirre in Deutschland nicht mehr verkaufen, soweit sie den Original JULIUS-K9 Powergeschirren entsprechen.
Gyula Sebő, der Produktionsleiter von JULIUS-K9 äußert sich über den ungarischen Sieg vor Gericht wie folgt:
„Bedauerlicherweise betrifft der Rückzug der Plagiate auch die größten Waren- und Kaufhausketten in Deutschland. Trotzdem halte ich den Auftritt unserer Juristen, die unsere Fälle gemäß unserer Geschäftspolitik offen und kooperativ bei den Gesprächen mit den Filialen vertreten haben, für musterhaft. Wir hatten eine riesige Verantwortung. Nun können wir Dank des Urteils nicht nur die etwa 100 Arbeitsstellen in Ungarn langfristig retten und weitere Jobs schaffen, sondern auch den Kreis der EU-Lieferanten erweitern. Ich wünsche meinen Unternehmenspartnern, dass sie ähnliche Erfolge wie JULIUS-K9 mit europäischen Produkten erzielen und das sogar über die EU-Grenzen hinweg! Als Gründer der Marke Julius-K9 kann ich aufgrund der Erfahrungen des letzten Jahrzehnts eindeutig behaupten, das die Zukunft Europas in der geistigen Kapazität der hier lebenden und arbeitenden Leute steckt. Damit diese Leistung Profit bringt, müssen diese Erfindungen zum Patent angemeldet werden. Dadurch können die Errungenschaften der kreativen Geister und selbst das Wissen – als Keim eines neuen industriellen Aufschwungs – hier in Europa bleiben. Wir können und werden sogar beweisen, dass Gebrauchsgüter und Sportausrüstungen auch weiter in Europa hergestellt werden können, obwohl die Industrie in den letzten Jahren irreparable Schäden gelitten zu haben scheint.”