Ein ungarischer Unternehmer, der die Welt zum lachen brachte
Interview mit Gyula Sebő, Leiter der Unternehmensgruppe JULIUS-K9® (2018)
- Ihre Produkte sind in vielen unterschiedlichen Ländern vertreten und in Amerika, Ungarn und China wurden sie bereits mit Preisen ausgezeichnet. Welches ist Ihr primäres Geschäftsziel?
Das Ziel ist ein sich ständig weiterentwickelndes Unternehmen, mit rasch wachsenden und langfristigen Geschäfts- und Arbeitsbeziehungen, erreichbar nur durch hundertprozentige Teamarbeit.
- Inwiefern nehmen Sie selbst an der Teamarbeit teil und wie wird ein Team zusammengestellt?
Der gegenseitige, ehrliche und direkte Kontakt zu meinen in der Produktion und im Handel tätigen Kollegen, ist für mich nicht vom Geschäftsleben zu trennen. Die gut ausgebildeten und erfahrenen Mitarbeiter, die sich blind verstehen, sind für mich der Schlüssel zum Erfolg. Was bei einem multinationalen Unternehmen verloren geht und was nur in Fluktuationsprozenten und statistischen Daten behandelt wird, ist für mich eine Gruppe wertvoller Personen, in die wir bereits viel Energie investiert haben oder noch nicht ausreichend viel dafür getan haben, um ihre Kapazitäten und Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Ich „kämpfe“ um jeden Mitarbeiter und überschreite sogar die Unternehmenshierarchie, wenn ich der Meinung bin, dass eine Person mit ihrer außergewöhnlichen Begabung für das Team nützlich sein kann. Seit mehr als 20 Jahren bringe ich Teams zusammen und manage Talente für verschiedene Projekte im Aus- und Inland. Mein Ziel ist es, dass Leute, die ich gut kenne und denen ich ohne Sorgen und mit Sicherheit fast alles outsourcen kann, in SchIüsseIpositionen eingestellt werden. So kann ich dann im Interesse der vielen neuen Aufgaben, an die Startlinie gehen.
- Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Seit diesem Jahr beschäftigen wir fünfhundert Mitarbeiter und die Anzahl wächst und wächst. Aber unser kreatives Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Siebzig unserer Erfindungen bzw. der gute Ruf unserer Marken befähigen uns, dass wir sogar mit mehreren tausend Mitarbeitern eines der größten Textil- und Kunststoffindustrieunternehmen Europas zusammen arbeiten. Die Frage ist natürlich, ob wir das auch dauerhaft wollen.
- So enorm zu wachsen ist also nicht nur ein Privileg der Beteiligten der Automobilindustrie, sondern auch zum Beispiel der europäischen Textilunternehmen?
Ich bin der Meinung, dass die Lobby der Automobilindustrie sehr stark ist. Für sie besteht nicht die Möglichkeit oder die Notwendigkeit, schnell und sensibel auf die wirtschaftlichen Veränderungen zu reagieren. Solche Krisen hatten wir in unserer Branche bisher noch nicht. Ich weiß nicht, ob es heute einen Automobilkonzern gibt, bei dem die Möglichkeit einer kurzfristigen Verdopplung oder gar einer Verdreifachung der Produktion mit den Geschäftsplänen in Einklang gebracht werden kann. Unserem Maßstab entsprechend und in meinem eigenen Bereich sehe ich dafür beispielsweise immer eine Chance.
- Ich habe Ihr Bürohaus gesehen und bedanke mich, dass Sie mir mehrere Werke gezeigt haben. Es sind riesige Komplexe und es ist beeindruckend wenn man bedenkt, dass Sie das alles von Null an aufgebaut haben.
Wir haben einen langen Weg hinter uns, haben es von einer Garagenfirma bis hin zu einer Fabrik geschafft. Manchmal ist das auch für uns unfassbar. Ich bin in der besonderen Lage mitverfolgen zu können, wie sich die Persönlichkeiten und einzelnen Charaktere im Leben unserer Firma entwickelt haben. Das ist auch für mich faszinierend. Ich habe miterlebt, wie meine Kollegen von jungen Berufsanfängern zu verantwortungsvollen Erwachsenen herangewachsen und zu Profis geworden sind. Viele von ihnen haben Familien gegründet und Kinder bekommen. Teamarbeit bedeutet ehrliches und gegenseitiges Interesse, etwas zu einer Gemeinschaft beizutragen, die zusammen hält. Wie Sie sehen lohnt es sich, bei uns zu arbeiten. Hier fühlt man sich als Mensch wertgeschätzt. Und außerdem verdient man noch Geld. Im Leben eines Unternehmens ist es gesund und wichtig, wenn proportional zu den großen Gebäuden und der wachsenden Mitarbeiteranzahl gleichzeitig auch das Gemeinschaftsleben wächst und blüht. Wenn dies nicht der Fall ist, dann hat die Geschäftsführung meines Erachtens Fehler gemacht.
- Sehen Sie Gefahren oder Risiken, denen das Unternehmen ausgesetzt ist?
Nur das Gute wird nachgeahmt. Wenn wir das Phänomen der Nachahmer-Firmen nicht angehen, dann können die darauf spezialisierten Unternehmen uns über den Kopf wachsen und ohne Ende expandieren. Darum nehmen wir den Kampf mit diesen Nachahmer-Firmen auf. Es kann jedoch gefährlich werden, wenn man nicht erkennt, wann man in einer Schlacht zum Rückzug blasen muss und sich eher der Schaffung von etwas Neuem widmen sollte. Dieser Rhythmuswechsel benötigt, neben der Beobachtung der zunehmenden Anspannung auf dem Arbeitsmarkt und der permanenten Sicherung der Grundstoffe von hoher Qualität, besondere Aufmerksamkeit.
- Gehören diese Schlachten zum Alltag dazu?
Ja. Kriege nehmen eine konjunkturbelebende Rolle ein. Man braucht eine geladene Waffe, Spannung und manchmal ein wenig Zorn. Das funktioniert aber nur solange, wie es ein Scheinkampf ist. Ich habe ziemlich früh erkannt, dass man eine Schlacht unmöglich gewinnen kann. Es kann nämlich vorkommen, dass man mit dem Sieg nichts anfangen kann oder dass er sogar zu unserem Nachteil wird. Einem ungarischen Sprichwort nach kann man „aus den Niederlagen erst richtig lernen“. Auf uns und unsere Firma bezogen, entspricht das mehrfach der Wahrheit. Zahlreiche unserer neuen Produktkollektionen – unter anderem mehrere Erfolgsgeschichten – wurden aus irgendeinem Misserfolg geboren. Wir können uns zähneknirschend und nach einer momentanen Entmutigung besser konzentrieren und verfügen über neue Energien. Der Kampfgeist ist eine Grundvoraussetzung. Unsere Motivation erhöht sich im Wettstreit mit anderen und im Ergebnis übertreffen wir uns dann selbst. Das alles ist unabhängig vom Ausgang der Kämpfe.
- In erster Linie gibt es einen Konflikt mit China in Bezug auf Plagiate, richtig?
Leider haben wir es in vielen Bereichen mit Plagiaten zu tun. Im Interesse der Bekämpfung von Plagiaten und Markenräubern, haben wir eine starke und physikalische Präsenz aufgebaut. Außerdem ist es beruhigend, dass wir eine wettbewerbsfähige Produktkollektion in einer günstigen Preiskategorie zusammenstellen konnten, die sogar weltweit eine Konkurrenz für die Produkte unserer Rivalen bedeuten kann. In erster Linie streben wir aber Spitzenqualität an. Ich hoffe, dass wir mit unseren Entwicklungen 2018 die Spitzenreiter der ungarischen Innovation sein werden. Monatlich reichen wir mehrere Patente ein und versuchen den Schutz auf mehrere Kontinente auszuweiten.
- Was produziert Julius-K9® genau? Verraten Sie den Lesern in welcher Branche sie arbeiten?
Die Branche hört sich zuerst vielleicht unbedeutend an. Deshalb beginne ich einmal mit den Zahlen. Nur in der EU beträgt der Marktwert des Tierbedarfs und des Tierfutters 36 Milliarden Euro. Davon fallen 97% auf Futtermittel, d.h. Tierfutter, Ergänzungsstoffe, Vitamine, usw. Tierhalter geben in der Europäischen Union jährlich 2 Milliarden Euro für Tierbedarf aus. Davon fallen etwa 2-400 Millionen Euro auf den Tierbedarf für Hunde. Und genau in diesem Gebiet sind wir Profis und wahrscheinlich auch mit mehreren unserer Produkte die Besten, wenn es um das Preis-Leistungsverhältnis geht. Dieses Wissen nutzen wir weltweit. Den globalen Markt möchte ich jetzt allerdings nicht weiter analysieren.
- Interessant. Dem ersten Anschein nach würde ich auch nicht denken, dass dieser Bereich solche Möglichkeiten bietet. Wie kamen Sie mit der Branche in Kontakt?
Zu Beginn haben wir für die Rüstungsindustrie und die Streitkräfte als Subunternehmer gearbeitet: Schusssichere Westen, Schutzbezüge, Tarnanzüge, usw. Ich war beunruhigt und es hat mir nicht besonders gefallen, dass wir von diesen „Waffengeschäften“ profitieren. Außerdem ist die Planbarkeit in dieser Branche eher schwierig.
Es war zweckmäßiger ein Gebiet zu suchen, welches Mensch und Hund Freude bereitet. Ganz abgesehen davon, dass wir bereits weltweit Einfluss auf die Branche und die Verbraucherbedürfnisse hatten. Wir ermutigen die Leute, Hunde zu halten. Für mich ist das ein absolut positives Ziel.
- Besteht keine Gefahr, dass dadurch noch mehr Hunde gezüchtet werden? Meines Wissens nach sind die Tierheime schon voll. Gibt es nicht ohnehin zu viele Hunde in Ungarn?
Wir ermutigen alle Menschen, verantwortungsvoll Hunde zu halten. Und es ist eine Tatsache, dass wir uns aus vielen Hunden unseren Lieblingshund aussuchen können. Es werden zu viele Hunde in Ländern gezüchtet, in denen die Hundehaltung nicht angemessen reguliert wird. Deshalb unterstützen wir schon seit 10 Jahren den Tierschutz: Wir bauen Tierheime, finanzieren Rehabilitations- und Adoptionsprojekte. Zusammen mit Anikó Bakos, meiner Miteigentümerin, engagieren wir uns auch persönlich. Die Hundehaltung hat eine positive und persönlichkeitsformende Auswirkung und kann gerade einsamen Menschen helfen. Nicht nur der Hundehalter selbst wird sportlicher und kommunikativer. Ein Hund bietet einen Anknüpfungspunkt zu anderen Menschen.
- Warum glauben sie daran? Es gibt nämlich den Spruch, wenn ich zitieren darf: „Je besser ich die Menschen kenne, um so mehr liebe ich die Hunde“.
Dieser Spruch führt uns in die Irre, weil er den Menschen glauben lässt, dass man vor den Problemen und vor anderen Menschen weglaufen muss. Die wichtigste Nachricht der Hunde an uns ist, dass der Mensch liebenswert ist. Durch sie sollten wir erkennen, dass wir in erster Linie unsere menschlichen Beziehungen in Ordnung bringen müssen. Bequem lehnen wir uns zurück und tun so, als ob die Zugehörigkeit zu einer menschlichen Gesellschaft keine Mühe oder Anpassung Wert sei. In einem gewissen Sinne ist das ein Weg in Richtung Lebensunfähigkeit. Als aktiver und begeisterter Hundehalter würde ich ihren Spruch folgendermaßen umformulieren: „Je besser ich meinen Hund kenne, um so mehr weiß ich, was ich als Mensch alles besser machen könnte“.
- Warum glauben Sie dann daran, dass die Hundehaltung eine Art Möglichkeit zum Auffangen der sich in der gesellschaftlichen Peripherie befindenden Menschen oder der sozial bedrohten Bevölkerung bietet? Ist diese Formulierung korrekt?
Die Formulierung ist perfekt. Der Hund ist ein optimaler, interaktiver Knüpfpunkt in Richtung Gefühle. Da der Mensch von heute – wie merkwürdig es auch klingen mag – in erster Linie keine finanziellen sondern seelischen Probleme hat, kann die Hundehaltung eine mögliche Lösung darstellen. Schaffe dir einen Hund an und du wirst richtig lächeln, wenn du ihn ansiehst. Und ich denke mit einem Lächeln ändert sich alles.
- Inwiefern haben die Produkte die sie produzieren, eine direkte Auswirkung auf unsere Laune oder Gefühle?
Es ist so, dass Hunde sich heutzutage „kleiden“, besser gesagt angekleidet werden. Dies hat uns dazu gebracht, dass wir vor 20 Jahren Hundegeschirre mit austauschbaren Aufschriften eingeführt haben. Dieses, auf das Hundegeschirr aufgeklebte Schild, welches vielleicht das erste auf der Welt gewesen ist, hat nicht nur die Besitzer sondern auch die „hundelosen“ Betrachter zum Lachen gebracht.
Die Aufschriften waren lustig gestaltet, mit Texten wie „Steuerzahler“, „Couch-Wolf“ oder „Ich bin ein Ungar und kein Streuner“. Alle haben dermaßen Spaß daran, dass es wahrscheinlich kein Land auf der Welt gibt, in dem man diese Aufkleber von uns nicht bekommen kann. Man kann sagen, dass Julius-K9® die Welt mit den Hundegeschirr-Aufklebern zum Lachen gebracht hat. Darüber hinaus hat unsere Erfindung die gesellschaftliche Präsenz der Hunde, die für den Menschen besondere Dienste geleistet haben, hervorgehoben. Wir haben Aufkleber mit Aufschriften wie „Service Dog“ oder „Hundehelfer“, auf den Markt gebracht.
- Inwieweit unterscheiden sich Ihre privaten und Ihre geschäftlichen Ziele?
All zu sehr und kein bisschen. Die ereignisreichen Geschehnisse im Unternehmen lassen mir nur sehr wenig Freizeit und haben auch Auswirkung auf die Identitätsbildung des Zukunftsbildes unseres Unternehmens. Aber zum Glück gibt es grundsätzliche Aufgaben, die wie im Geschäfts- als auch im Privatleben präsent sind und somit zeitgleich erledigt werden können.
Man braucht nicht lange zu suchen. Da haben wir zum Beispiel die Angst und die Sorge. Wer hat keine Angst oder macht sich keine Sorgen? Das Zu-spät-sein, das Alles-verlieren, das Ich-kann-nicht-mehr und dessen Varianten haben mich zum Glück gelehrt, immer den tieferen Sinn einer Situation zu analysieren. Um Spannungen abzubauen, müssen wir immer wieder auf die alten Problemen zurückgreifen und ihr Schrumpfen mitverfolgen, damit sie an Bedeutung verlieren. Aus Erfahrung weiß ich, dass „Verluste“ immer auch der Wegweiser für etwas Neues, eine neue Richtung sind. Unsere Beziehungen ändern sich ständig, keine Beziehung ist wie eine andere. Deshalb muss auch unser Unternehmen Änderungen durchmachen und sich ständig erneuern. Ich kann daraus Kraft schöpfen, dass alles in Bewegung ist und was mich an einem Tag niederschlägt kann mich am nächsten Tag motivieren, was ich wiederum nutzen kann. Dies bewirkt in mir, dass ich an bereits erreichten Erfolgen zu sehr hänge und dann ist der Zwang zu entsprechen auch nicht mehr so sehr störend. So kann ich ein reich mit positiven Gefühlen gefülltes „Privatleben“ führen und die Probleme des Unternehmens davon trennen.
- Wie arbeiten Sie? Was sieht die tägliche Routine?
Ich stehe um 3 Uhr am morgen auf. Ich brauche absolute Stille, um zu arbeiten. Morgens bin ich ein komplett anderer Mensch als tagsüber oder abends. Ich habe dann ganz andere Gedanken. Deshalb erledige ich zu dieser Zeit die geistigen Aufgaben, die nicht die kompatibelsten meiner Persönlichkeit sind. Ich mache morgens alles das, worauf ich mich am Tag nicht mehr konzentrieren könnte. Zum Beispiel das Schreiben von Patenten. Ein Patent gewährleistet uns das exklusive Nutzungsrecht der besten technischen Produktionslösungen für maximal 20 Jahre.
Selbstverständlich ist es unser Ziel anderen die Möglichkeiten zu rauben, so Geld zu verdienen. Und das ist von meiner eigenen Persönlichkeitsstruktur eigentlich sehr weit entfernt. Es ist ein riesiges taktisches Spiel und eine Zwangssteuerung. Schwierig ist es, alle möglichen technischen Lösungen für das Gebiet ausfindig zu machen und die Patente so zu schreiben, dass die Lösung in unseren Händen liegt. Dies ist für mich aus technischer Sicht interessant und wenn alles klappt, dann bin ich in der Lage ein Patent parallel mit meinen sonstigen Aufgaben als Geschäftsführerin binnen zwei Wochen fertig zu stellen. Nebenbei nehme ich auch aktiv am Kreislauf des Unternehmens teil, weil ich alles im Blick haben möchte.
- Was für einen Lebensstandard kann man heute als Erfinder führen?
Das kann ich leider nicht beantworten. Ich habe alles was ich im Leben brauche und vergesse dabei nicht, andere an meinen Erfolgen zu beteiligen. Für meine finanziellen Wünsche brauche ich kein großes Budget, ich fühle mich in einem T-Shirt und Jeans wohl. Ich bewundere zwar die Spitzenmarken, aber bestehe nicht auf Luxus. Was ich ausgesprochen hasse ist, wenn mein Handy klüger ist als ich. Bei meinem Haus ist es mir wichtig, dass es eine übersichtliche Größe haben soll. Ich bin mir im Klaren darüber, dass man völlig oder zum Teil nur dann verzichten kann, wenn man vorher das unerreichbar Scheinende schon einmal erleben konnte. Deshalb verachte ich auch niemanden, der sich durch materielle Dinge motivieren lässt. Meine eigene Selbstverwirklichung suche allerdings an anderer Stelle.
- Hinsichtlich der Patente hilft dann ein technisches Fingerspitzgefühl dabei, die besten neuen Lösungen zu finden?
Mein Gefühl für Technik ist schrecklich. Leider ist das die bittere Wahrheit. Aber wahrscheinlich muss man in der Praxis tollpatschig sein, um schließlich die besten Lösungen zu finden. Ein technischer Profi kann mir beim Erreichen eines Ziels mit bekannten Methoden sicherlich behilflich sein, aber mein Problem mit den Leuten, die zu geschickte und schnelle technische Lösungen haben ist, dass sie zwar schnell eine Lösung finden, aber dann auch schon fortfahren. Sie sind einfach nicht in der Lage, viel über das Ein- und Ausschrauben einer Schraube zu grübeln, wie ich zum Beispiel. Deshalb fällt diesen technischen Profis zum Beispiel auch nicht etwas ganz Anderes. Die neuen, revolutionären Lösungen werden aber gerade dann geboren, wenn jemand etwas auf eine bekannte Art und Weise nicht auf die Reihe bekommt.
- Was gibt Ihnen dann den nötigen ersten Ruck, damit am Ende eine Erfindung geboren werden kann?
Ich teile gerne meine Erfahrungen, damit auch andere Menschen motiviert sind, an sich glauben und verstehen, dass auch sie dazu fähig sind, etwas zu erfinden. In meinem Fall hat es sich erwiesen, dass die Stille und die Einsamkeit – im guten Sinne – zum in-sich-selbst-Vertiefen, unerlässlich sind. Die großen Denker, Erfinder und Künstler unserer Zeit sind gewollt oder ungewollt vom Zauberspiegel der unendlichen Datenbank des Internets verzaubert oder stehen in ihrem Bann. Vielleicht ist das der Grund warum im Gegensatz zur Zeit von Beethoven, Goethe, Michael von Munkácsy oder Einstein heute zwar Kunstwerke oder Entwicklungen in großer Zahl, aber weniger Durchbrüche erreicht werden. Die Dynamik von heute beeinflusst gerade die Qualität und Empfangskapazität der menschlichen Gedanken negativ. Wir können unser Ich in Gedanken nicht mehr ausdrücken, weil externe Faktoren zu stark auf uns einwirken. Außerdem sind wir den unnatürlichen Vibrationen, Geräuschen, dem Radio und sonstigen Schwingungen die unsere Gehirnfunktion beeinflussen ausgesetzt, auch wenn wir selbst nirgendwo hingehen. Die Frage stellt sich, ob man die Außenwelt zum Zeitpunkt des „Schaffens“ ausschließen kann.
Kann und will der Mensch von heute das? Dieselbe Frage stellt sich auf der Seite des Empfängers: Ist unser Gehirn fähig, aus dieser Informationsmasse noch qualitätsbedingte Selektion durchzuführen? Dies bestimmt grundsätzlich, ob eine lebenstaugliche Erfindung verwirklicht wird oder ob sie im Eimer landet.
- Also ist Stille das eine Geheimnis. Welches Geheimnis gibt es noch?
Vielleicht kann ich noch etwas klar feststellen: Sämtliche Genies, die für die bisherigen Kunstwerke und Erfindungen stehen, haben alle den Kontakt zum Göttlichen, zu Gott, zum Schöpfer gesucht. Einstein hat bis ans Ende seines Lebens die Frage beschäftigt, wie Gott gedacht hat. Inzwischen sind ihm unzählige geniale Entdeckungen eingefallen.
Die großen Reiche der Vergangenheit existierten mehrere tausend Jahre lang, wobei da das gottzentrische Denken der leitende Grundsatz gewesen ist. Es kann kein Zufall sein, dass sie Werke geschaffen haben, die man auch heute nicht greifbar erklären kann.
Der Mensch des 21. Jahrhunderts versucht sein Leben so aufzubauen, dass er immer weiter weg vom Glauben, dem stabilen Fundament gerät. Dabei wird er aus dem Rahmen seiner natürlichen Bedürfnisse geschoben. Meiner Erfahrung nach sehen Menschen, die offen hinsichtlich des Glaubens sind, die Welt in mehreren Dimensionen. Außerdem ist ihre Fähigkeit Ziele festzulegen eindeutiger, sie haben reale Bedürfnisse, können ihren Ängsten in die Augen sehen und können die notwendigen Gedanken im richtigen Moment einfangen.
- Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns in Zusammenhang mit Erfindungen und Erfolg am Ende Gott und Glauben ansprechen werden.
Ich glaube, dass der Mensch in seinem Erdenleben genug Zeit bekommt, um auch diesen Weg auszuprobieren. Egal ob wir den Kontakt mit irdischen oder außerirdischen Kräften suchen, letztendlich müssen wir mit uns selbst in Einklang kommen. Das ist die Grundvoraussetzung des Erfolges.
Gyula „Julius” Sebő, ich bedanke mich für das Gespräch.